Warum Auslandstierschutz?
Immer wieder werden wir mit der Frage konfrontiert, warum wir Hunde aus dem Ausland nach Deutschland holen. Unsere Tierheime sind überfüllt, da muss man doch nicht noch mehr Tiere holen, sondern sollte sich erst einmal um die landeseigenen Tiere kümmern.
Diese Fragen bzw. Kritik kommt meist von Menschen, die sich noch nicht näher mit dem Tierleid in anderen Ländern befasst haben. Das Tierleid in den südlichen und osteuropäischen Ländern ist unvorstellbar schlimm. Die Bilder, die uns erreichen, sind selbst für uns “alt” eingesessenen Tierschützer oftmals nicht zu ertragen.
Oft in der Kritik steht auch, dass sich offensichtlich so einige Menschen an dem Elend der Tiere bereichern. So scheint es, dass gezielt vermehrt wird, um mit den süßen Welpen die Kasse klingeln zu lassen.
Jede Woche kommen “massenhaft” Hunde z.B. aus Rumänien und wenn man diverse Seiten verfolgt, scheint dies ein Fass ohne Boden.
Wir können die Gedanken und Skepsis nachvollziehen und möchten darum näher auf unser Engagement im Ausland eingehen.
Wer unsere Arbeit verfolgt und unser Vereinsname verrät es auch, weiß, dass wir uns auf die Rasse Cane Corso und deren Mixe verschrieben haben.
Der Cane Corso ist ein imposanter Hund, mit einer Größe in der Regel von mindestens 60 cm und einem Gewicht ab 45kg aufwärts. Oftmals in den Farben schwarz oder gestromt. Im Ausland werden die CC oft kupiert. Das heißt, es wird ihnen Ohren und Rute amputiert.
Wir Cane Corso Liebhaber wissen, dass unsere Schwergewichte nicht gefährlicher sind als andere Hunde auch. Wobei es auch bei uns in Deutschland Menschen mit Vorurteilen gegenüber großen, schwarzen Hunden gibt. Wenn sie zudem noch kupiert sind, ist das “Geschrei” oft groß. Allerdings gibt es hier bei uns keine Straßenhunde und die Hunde haben Besitzer, die sich bestenfalls um ihre Tiere kümmern. Auch wenn sie abgegeben werden, landen diese in einem Tierheim untergebracht, wo sie artgerecht gehalten werden und man sich um eine Vermittlung in ein neues Zuhause bemüht.
Auf dem Balkan, Süd- und Osteuropa dient der Cane Corso weniger als Familienhund. Vielmehr wird er dort eingesetzt, um Haus und Grundstück zu bewachen, wird meist ausschließlich draußen gehalten. Er dient dazu Leute abzuschrecken. Oft sind sie an der Kette und werden schlecht ernährt. Nicht selten verrecken die Hunde elendig, werden entsorgt und der nächste an die Kette gelegt.
Der Cane Corso wird in vielen Ländern auch gerne für Hundekämpfe verwendet oder aber Hündinnen in Tierbordellen gehalten, wo sie von Menschen sexuell missbraucht werden. Die Bilder von diesen geschundenen Seelen sind kaum zu ertragen. In einigen Regionen auf dem Balkan scheint es normal, und ein misshandelter, sterbender Hund im Straßengraben gehört zum alltäglichen Straßenbild. Für uns unvorstellbar, dort Realität.
In Deutschland ist der Cane Corso seit einiger Zeit im Trend. Das hat zur Folge, dass in den ärmeren Ländern ordentlich Welpen produziert werden, da dies ein lukratives Geschäft ist. Cane Corsi, die nicht mehr zur Welpenproduktion taugen, werden entsorgt. Entweder auf die Straße geschmissen oder in Tötungen/Sheltern abgegeben.
Auf der Straße werden sie aus Angst verjagt, geschlagen, getreten oder zum Abschuss frei gegeben. Einen Cane Corso Rüden haben wir sichern lassen, den der Hunger an eine Futterstelle einer einheimischen Tierschützerin getrieben hat, und die ihn aus Angst verscheucht hat. Man hatte ihn übel zugerichtet. Als wir ihn übernommen haben, war er übersät mit Wunden und klapperdürr. Das Überleben auf der Straße ist für einen Cane Corso quasi unmöglich.
In den Sheltern oder Tötungen traut sich oft kein Arbeiter an die imposanten Hunde dran. So stehen sie oft in ihren Exkrementen und kommen nie aus ihren Zwingern oder von der Kette. Der Futterbedarf solch großer Hunde kann schier nicht gedeckt werden, so dass viele verhungern. Die Chance von Einheimischen adoptiert zu werden, geht gegen Null.
Viele Tierschutzvereine/Tierschützer trauen sich die Sicherung und Vermittlung eines Cane Corso nicht zu, da dies eine besondere Herausforderung darstellt. Meist werden Hunde aus den Sheltern herausgeholt, deren Vermittlung größere Chancen hat.
Einen Cane Corso zu sichern, auf Pension zu bringen und tierärztlich zu versorgen ist zudem kostspieliger, da die Schwergewichte von allem mehr brauchen.
Besonders kostspielig wird es, wenn Hunde aus nicht gelisteten Drittländern, wie z.B. Türkei, Montenegro, Kosovo, Serbien nach Deutschland verbracht werden, da diese aufgrund der Einfuhrbestimmungen erst nach 4 Monaten einreisen dürfen.
Aus diesen Gründen haben CC schlechte Chancen und werden oft übersehen oder in den Sheltern gelassen, weil viele mit der Rasse überfordert sind.
Unser Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, genau diesen Hunden zu helfen, die ohne uns keine Chance hätten. Wir sind stolz darauf, dass durch unser Tun mittlerweile viele CC aus dem Ausland ein artgerechtes Leben in Deutschland leben dürfen. Es sind so tolle Hunde dabei, die trotz der schlechten Erfahrungen im Ausland einfach wunderbare Seelen sind und ihre Familien glücklich machen.
Erwähnen möchten wir auch, dass wir nicht jeden Cane Corso aus dem Ausland nach Deutschland holen. So gibt es auch Familien, die ihre Corsi lieben, denen es aber an finanziellen Mitteln fehlt, ihre Hunde kastrieren/medizinisch versorgen zu lassen und ausreichend zu füttern. Dafür finden wir Paten, die diese Hunde finanziell unterstützen, damit sie in ihren Familien verbleiben können.
Anmerken möchten wir auch, dass wir uns ebenso für den Cane Corso in Deutschland einsetzen, bei der Vermittlung helfen, Trainerempfehlungen usw. geben.
Tierschutz hört für uns nicht an unserer Landesgrenze auf. Wir helfen jedem Cane Corso, wenn es uns möglich ist. Insbesondere aber denen im Ausland, weil sie chancenlos sind.
Die Kritiker sollten auch bedenken, dass viele deutsche Tierheime mit Vereinen zusammenarbeiten, die Hunde aus dem Ausland holen und diese dann bei sich aufnehmen, um sie zu vermitteln. In den deutschen Tierheimen sitzen nicht nur Hunde, die ausschließlich aus Deutschland kommen.